Nach einem langen Halt auf freier Strecke wegen eines Polizeieinsatzes rollt der Zug mit Verspätung in den Umsteigebahnhof ein. Sie stehen schon seit Minuten ungeduldig wippend an der Tür, um den Anschlusszug zu erwischen. Sie reißen die Tür auf, stürzen aus dem Zug, hetzen zum Gleis, weichen dabei trödelnden Touristen aus und springen zwischen den sich schließenden Türen hindurch in ihren nächsten Zug. Sie schwitzen, denn die Klimaanlage funktioniert natürlich nicht – ebenso wenig das WLAN.
Kommt Ihnen bekannt vor? Unsere Studie „Chefsache Business Travel” zeigt, acht von zehn Geschäftsreisenden fühlen sich zumindest manchmal gestresst, wenn sie beruflich unterwegs sind. Fast jeder Vierte empfindet den Stresslevel als hoch oder sogar sehr hoch. Und die Chancen stehen gut, dass das erst einmal so bleibt. Die Deutsche Bahn braucht dringend neue Züge und Verbesserungen in der Pünktlichkeits-Statistik. Die Deutsche Flugsicherung kann mangels Lotsen nicht zusagen, dass der anstehende Flugsommer reibungslos läuft.
Sie fragen sich, warum ausgerechnet Sie all das ausbaden müssen? Das kann ich Ihnen auch nicht beantworten. Aber ich gebe Ihnen ein paar Tipps, um Ihren Stress zu reduzieren, wenn wir schon keine zusätzlichen Lokomotiven und Fluglotsen herbeizaubern können.
Tipp Nr.1: Mit Puffer reisen. Rechnen Sie ein, dass Sie einen Anschlusszug verpassen, sodass auch die nächste Verbindung noch reicht. „Chefsache Business Travel“ zeigt, dass Sie das bereits in großer Zahl tun: 59 Prozent der Befragten buchen Züge oder Flüge mit ausreichend Reserve. Ja, Zeit ist Geld – aber auch Gelassenheit.
Tipp Nr. 2: Lassen Sie sich von Profis unterstützen. Wer mit einem Geschäftsreisebüro zusammenarbeitet, kann einen Teil der Last auf andere Schultern legen. Mit einem Anruf lassen sich Alternativverbindungen erfragen, Umbuchungen in Auftrag geben und vieles mehr. Geteilter Stress ist halber Stress.
Tipp Nr. 3: Technik-Frust mindern. Viele Geschäftsreisende planen die Zeit unterwegs fest ein, um zu arbeiten. Wenn dann WLAN oder Steckdose nicht funktionieren, verursacht das schnell Stress. Nehmen Sie gegen Technik-Frust einen mobilen WLAN-Router und eine Powerbank zum Laden des Akkus mit. Damit Sie das alles auch griffbereit haben, bewahren Sie technische Geräte in Ihrem Reisegepäck gesammelt auf. Wer wirklich entspannt am Reiseziel ankommen will, arbeitet nicht, sondern nutzt die Zeit unterwegs zum Lesen eines entspannenden Romans oder einer Fachzeitschrift
Tipp Nr. 4: Stressresistenz ausbauen. Gutes Essen kann den Stresslevel senken. Aber meist locken Fastfood oder der schnelle Snack aus dem Automaten. Die rächen sich aber leicht durch Unwohlsein und Konzentrationsschwierigkeiten. Das liegt daran, dass Kohlenhydrate aus Weißmehl-Produkten den Blutzuckerspiegel schnell nach oben fahren. Kurzzeitig fühlen Sie sich zwar fit, doch die Energie nimmt rasch wieder ab. Deshalb ist es sinnvoll, gesunde Lebensmittel wie Obst oder Studentenfutter einzupacken. Alternativ finden sich an Flughäfen und Bahnhöfen natürlich auch Lokale mit frisch zubereiteten Speisen. Omega-3-Fettsäuren in frischem Fisch zum Beispiel verbessern Studien zufolge die Gedächtnisleistung.
Tipp Nr. 5: Entspannungszeit einplanen. Auch die Wartezeit am Flughafen lässt sich zur Entspannung nutzen. Dort finden Sie etwa Massagesessel, in denen Sie ausspannen können: Kopfhörer auf, Augen zu und einfach mal zurücklehnen. (Und besser den Wecker stellen!) Auch am Zielort können Sie abschalten. Auf längeren Reisen mit Übernachtung habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, nach der Ankunft oder nach den Meetings eine Runde zu joggen. Geeignete Laufstrecken empfehlen Ihnen gerne die Mitarbeiter an der Rezeption. Oder buchen Sie ein Hotel mit Wellness- und Fitnessbereich. Saunabesuche regen den Kreislauf an, senken den Blutdruck und entspannen die Muskeln. Vergessen Sie also nächstes Mal nicht Ihre Sportsachen. Und wer eher bei Kultur entspannt, findet sicher eine schöne Ausstellung in der Nähe des Hotels.
Tipp Nr. 6: Einschlafen fördern. Ausgeschlafen arbeitet es sich besser. Ich nutze dazu gern Meditationsübungen, die ich über eine App oder Youtube höre. Laptop und Smartphone stelle ich spätestens 30 Minuten vor der Schlafenszeit aus. Falls der Laptop doch länger an bleiben muss, gibt es bei vielen Geräten die Möglichkeit, den „Nachtmodus“ mit reduziertem Licht zu aktivieren.
Fazit: Wer Stück für Stück die Stressfaktoren der Reise mildert und sich resilienter macht, bleibt auch bei einem außerplanmäßigen Halt auf freier Strecke ganz gelassen.