Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Neben zahlreichen Flugverspätungen und -annullierungen haben auch die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (kurz: EU-DSGVO) und die Einführung des neuen EU-Pauschalreiserechts die Travel Management Companies (TMCs) in Atem gehalten. Lassen Sie uns gemeinsam nochmals auf die wichtigsten Ereignisse des Jahres blicken – und eine Aussicht wagen auf die Geschäftsreisetrends 2019.
Geduldsprobe für Fluggäste
Flugreisende mussten in diesem Jahr so starke Nerven beweisen wie selten zuvor: Streiks, Unwetter, Stromausfälle und Sicherheitspannen führten im Verlauf des Jahres zu Tausenden Flugausfällen. Das entspricht einem Anstieg von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zudem kam es zu erheblichen Flugverspätungen.
Vor allem die Kunden von Eurowings wurden auf eine Geduldsprobe gestellt. Die Gründe dafür waren unter anderem Verzögerungen bei der Übernahme der Air-Berlin-Maschinen und ihren Crews sowie Wetterkapriolen und fehlende Fluglotsen. Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) kritisierte die erheblichen Probleme in Gesprächen mit den Vertriebsverantwortlichen der Eurowings.
Sicherheitspannen an deutschen Flughäfen
Doch nicht nur bei Eurowings gab es Probleme. Auch die irische Fluggesellschaft Ryanair musste aufgrund etlicher Streiks der Piloten und Flugbegleiter Hunderte Flüge annullieren, konnte das ganz große Chaos aber noch verhindern. Zu allem Überfluss kamen auch noch zahlreiche Pannen an deutschen Flughäfen hinzu. In München und Frankfurt stoppten Sicherheitsbeamte den Flugverkehr, nachdem Personen unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt waren. Allein in München mussten deshalb am ersten Wochenende der Sommerferien Ende Juli 330 Flüge annulliert werden. Auch am Hamburger Flughafen brach Anfang Juni Chaos aus: Ein Kurzschluss sorgte für einen Stromausfall und legte den kompletten Flugbetrieb lahm. Betroffen waren rund 30.000 Passagiere. Erst zwei Tage später normalisierte sich der Flugbetrieb wieder.
Virtuelle Assistenten für Krisensituationen
Um in solchen Fällen nicht hilflos am Flughafen zu stranden, greifen immer mehr Geschäftsreisende auf digitale Technologien zurück. Auch in diesem Jahr setzte sich dieser Trend fort. Die digitale Reiseüberwachung ermöglicht es beispielsweise, dem Reisenden im Falle einer Störung oder Gefahr schnell und unkompliziert eine alternative Verkehrs- und notfalls Übernachtungsmöglichkeit vorzuschlagen. Auch virtuelle Assistenten, die mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, werden im beruflichen Kontext immer wichtiger.
Unsere diesjährige Studie „Chefsache Business Travel“ hat gezeigt, dass sich 63 Prozent der Geschäftsreisenden von einem solchen Assistenten beraten lassen würden. Die digitale rechte Hand kennt die Vorlieben des Reisenden, wird mit der Zeit immer intelligenter und kann beispielsweise per Sprachbefehl Reisebuchungen vornehmen. Außerdem sind die Chatbots rund um die Uhr online erreichbar – für 54 Prozent der Befragten der größte Vorteil solcher Anwendungen. Auch im nächsten Jahr bleiben KI-gestützte Tools ein spannendes Thema für Geschäftsreisende.
Vorsicht beim Datenschutz
Der Trend geht also zur zunehmenden Individualisierung von Geschäftsreisen. Um das zu ermöglichen, benötigen die Travel Manager persönliche Daten ihrer Kunden. Für reichlich Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU. Diese verpflichtet Unternehmen und damit zum Beispiel auch Travel Management Companies zu erhöhter Sorgfalt im Umgang mit Kundendaten. Verletzungen dieser Daten oder Hacker-Angriffe müssen umgehend an die zuständige Aufsichtsbehörde gemeldet werden. Auch die Reisenden selbst sollten beim Telefonieren oder Arbeiten an öffentlichen Plätzen vorsichtig sein und sensible Daten nur über sichere Netzwerke verschicken.
Ausblick: Was kommt 2019?
Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur und neuer digitaler Hilfsmittel gibt es ein Thema, welches uns mit Sicherheit auch im nächsten Jahr beschäftigen wird: der Brexit und dessen Auswirkungen auf die Reisebranche. Aktuell gibt es für den EU-Austritt Großbritanniens zwei Szenarien. Wenn die verbliebenden 27 Mitgliedsstaaten und Großbritannien das Austrittsabkommen bis zum 30. März 2019 ratifizieren, kommt es zum „Soft Brexit“. In diesem Falle gibt es eine Übergangsfrist von 21 Monaten bis das EU-Recht in Großbritannien nicht mehr gilt. Kommt es zu keiner Einigung, entfällt diese Übergangsfrist. Das EU-Recht würde dann ab dem 30. März 2019 nicht mehr gelten und es käme zum „Hard Brexit“. So oder so hat der Brexit für Geschäftsreisende weitreichende Folgen – wegfallende Flugverbindungen, höhere Ticketpreise und Roaming-Gebühren oder sogar eine Visumpflicht sind mögliche Szenarien. Eine frühzeitige und detaillierte Reisevorbereitung ist in jedem Fall unerlässlich.
Ein zweites Thema, welches die Geschäftsreisebranche 2019 vor Herausforderungen stellen wird, ist die sogenannte New Distribution Capability, kurz NDC. Hierbei handelt es sich um eine neue Möglichkeit für Fluggesellschaften, ihre Leistungen anzubieten. Bisher findet der Austausch zu Leistungsangeboten und Informationen zwischen Airlines und Travel Management Companies in der Regel über zentrale Datenbanken (sogenannte Globale Distributionssysteme) statt. Im Rahmen der NDC sollen TMCs künftig die Informationen direkt bei den Fluggesellschaften abrufen. Für die TMCs und Geschäftsreisende heißt das, dass der Markt für Flugreisen intransparenter werden kann. Die Lufthansa Group etwa steuert seit diesem Jahr bereits gezielt vom Fremd- auf den Direktvertrieb um. TMCs können dadurch für ihre Kunden beispielsweise bestimmte günstige Tarife nur noch direkt über die Lufthansa buchen, was die Möglichkeiten zum Tarifvergleich enorm einschränkt. Inwieweit das Lufthansa-Beispiel Schule macht und wie sich die Vertriebsmodelle der Fluggesellschaften weiterentwickeln werden und wie sich das auf die Ticketpreise auswirkt, wird die ganze Geschäftsreisebranche im kommenden Jahr sicherlich noch intensiv beschäftigen.
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