Es bleibt schwierig. Auch das Jahr 2023 wird eine Reihe von Veränderungen mit sich bringen, viele davon mit Folgen für die Geschäftsreisebranche. Ein Überblick über das, was sich bisher abzeichnet.
Wirtschaftliche Unwägbarkeiten
Eine Reihe makroökonomischer Faktoren setzt alle Branchen stark unter Druck. Die Geschäftsreisebranche ist gegen diesen Druck nicht immun. Steigende Inflation und Energiekosten belasten die Budgets als direkte Folgen. Die Streiks und Verspätungen der vergangenen Wochen und Monate in der Luftfahrt wurden letztlich durch die wirtschaftliche Gesamtsituation ausgelöst und sind ein gutes Beispiel für indirekte Auswirkungen auf Reisende.
Die Amex-GBT-Prognosen „Air Monitor 2023“ und „Hotel Prices 2023“ sagen Tariferhöhungen voraus, die unter anderem durch die makroökonomischen Faktoren verursacht werden. Auch wenn zwölf Prozent teurere Economy-Flüge zwischen Europa nach Asien keine Freude auslösen (7,6 Prozent in der Business Class) – die Prognosen ermöglichen es Travel Managern zu planen und sich in diesem Umfeld steigender Preise zu orientieren.
So empfiehlt der „Air Monitor 2023“ Travel Managern, die Leistungsträger im Portfolio einer kritischen Überprüfung zu unterziehen: Über welche Fluggesellschaft läuft welches Volumen? Welche Airlines sind für das Unternehmen entscheidend? Die Sourcing-Strategie sollte dann auf die zentralen Anbieter konzentriert werden. Das kann auch eine Partnerschaft bedeuten, die über reine Volumina hinausgeht und zum Beispiel Marketing-Botschaften im Online-Buchungssystem umfasst.
Veränderte Arbeitswelt
Reisen sind ohne Zweifel ein Werkzeug für die Verbindung zwischen Menschen und für ihre Zusammenarbeit. Durch die Pandemie hat sich die Arbeitswelt sehr stark verändert. Es ist heute normal, dass Kolleginnen und Kollegen an mehr oder weniger entfernten Homeoffice-Standorten und getrennt von ihren Teams arbeiten. Interne Treffen gewinnen daher für die Unternehmenskultur an Bedeutung. Es sind solche persönlichen Verbindungen, die Vertrauen aufbauen und Teams stärken.
Die Befragung von Meetings-Planern für den „2023 Global Meetings and Events Forecast“ ergab, dass:
- interne Meetings 2023 wahrscheinlich die am schnellsten wachsende Kategorie sein werden – in allen Regionen der Welt und zum zweiten Mal hintereinander;
- Unternehmen in ihre internen Meetings investieren: mit Übernachtungen (45 Prozent), Veranstaltungen außerhalb des Unternehmens und in verschiedenen Städten (40 Prozent) und Fluganreisen (66 Prozent).
Die Bedeutung sozialer Beziehungen wird daher verstärkt ihren Widerhall in den Reiserichtlinien finden – wenn Unternehmen nämlich internen Meetings dort mehr Gewicht geben. Und was die Kosten angeht: Unternehmen, die ihre Reise- und Meetings-Programme konsolidiert haben, nennen eine ganze Reihe von Vorteilen: verbessertes Berichtswesen, mehr Ausgabentransparenz und daher bessere Verträge, einheitlichere Standards im Unternehmen, Zeit- und Ressourceneffizienz und letztlich Einsparungen.
Ähnlich wie im Flugbereich bietet die Krise also auch hier die berühmte Chance: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, sinnvolle strukturelle Veränderungen voranzutreiben.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist zu einer Top-Priorität geworden und wird das auch in den kommenden Jahren sein – zu Recht. Immer mehr Unternehmen setzen sich formale Ziele zur Reduzierung ihrer Emissionen.
Das Jahr 2030 taucht dabei oft als Zieldatum auf. Je näher es rückt, desto stärker fordern diese Ziele ihre Umsetzung. Es ist klar, dass das Bedürfnis nach persönlicher Verbindung und direktem Austausch nicht auf Kosten der Umwelt gehen darf. Daher werden 2023 mehr Unternehmen im Sinne ihrer Zusagen handeln, ihre Emissionen verfolgen und zeigen, wie sie ihre Emissionen reduzieren oder ausgleichen.
Es gibt in der Geschäftsreisebranche eine zunehmende Zahl an Initiativen für nachhaltiges Reisen, unter anderem initiiert von den großen Reisebüros. Ein vielversprechender Ansatz ist nachhaltiges Kerosin (Sustainable Aviation Fuel, SAF). Amex GBT und Shell zum Beispiel bieten Unternehmen die Möglichkeit, diesen Treibstoff für ihre Flüge zu buchen. Sie erhalten SAF-Umweltattribute für ihre Umweltberichte.
Gute Idee?
Fast drei Viertel der Geschäftsreisenden, die Chefsache Business Travel befragt hat, arbeiten bereits mit professionellen Geschäftsreisebüros zusammen. Angesichts der skizzierten Herausforderungen des Jahres 2023 – steigende Preise und Analyse des Leistungsträger-Portfolios, Integration von Reise- und Meetings-Programmen, Einbindung von SAF – würde ich sagen: Gute Idee.